Der perfekte Plan by Al Cann

Der perfekte Plan by Al Cann

Autor:Al Cann [Cann, Al]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Kelter Digital
veröffentlicht: 2014-08-11T22:00:00+00:00


*

Es war drei Stunden später, als der Lehrer daheim über den Heften seiner Schüler saß und plötzlich durch ein Klopfen an seiner Tür aufgescheucht wurde.

»Was gibt es?«

Die alte grauhaarige Wirtin, bei der er ein Zimmer gemietet hatte, streckte den Kopf durch den Türspalt.

»Ein Mann ist draußen.«

»Ein Mann? Ja, ich komme.«

Als Chester auf den Korridor kam, war die hohe Gestalt des FBI-Mannes bereits in der Wohnungstür. Wieder griff siedende Angst nach dem Herzen des Mörders und ließ es schneller schlagen. Dennoch kam er mit langsamen Schritten heran und sagte:

»Ach, Sie sind es, Mr. Ness. Gibt es etwas Neues?«

»Ja.«

»Was?«

»Wollen wir hier im Flur…«

»Nein, bitte, kommen Sie in mein Zimmer.«

Er führte den Beamten in den kleinen, sauberen Raum, den er bewohnte. »Entschuldigen Sie, es sieht nicht sehr einladend aus. Ich bin gerade mit den Aufsatzheften beschäftigt. Sie wissen ja, ich bin Lehrer.«

»Ja, natürlich.«

Der Inspektor lehnte den angebotenen Sessel ab und blieb neben der Tür stehen.

»Man hat etwas gefunden.«

»Was?« Äußerste Anspannung lag auf dem Gesicht des Lehrers.

»Ein Testament.«

»Nein!« brach es von Chesters Lippen. »Das ist doch nicht möglich. Wie sollte sie ein Testament gemacht haben? Sie dachte doch nicht im Traum daran, zu sterben. Ich bitte Sie, sie war sechsundzwanzig Jahre alt…«

»Und trotzdem hat man ein Testament gefunden.«

»Wo denn?«

»In ihrem Schlafzimmer. Es lag zwischen dem Kopfteil der Bettrückwand und der Matratze. Vielleicht hatte sie es da versteckt, vielleicht ist es aber auch von einem Luftzug dahin geweht worden. Möglicherweise hat es auf dem Nachttisch gelegen.«

Er ist unheimlich! ging es durch den Kopf des Mörders. Als ob er die Dinge miterlebt hätte.

»Ich kann es nicht begreifen.«

»Es sind nur wenige Zeilen, und der Inhalt dürfte Sie interessieren.«

Chester schwieg.

Ness griff in die Tasche und nahm eine Abschrift des Testamentes heraus, die er dem Lehrer vorlas.

Chester hatte die Brauen hoch in die Stirn gezogen. Wie im Krampf schüttelte er den Kopf hin und her.

»Nein! Nein! Niemals!«

»Wie meinen Sie das, Mr. Chester?« forschte der Inspektor ruhig.

»Das ist ja alles Unsinn. Sie glauben doch nicht im Ernst, daß ich etwas damit zu tun haben will?«

»So geht es natürlich nicht, Mr. Chester. Sie sind von einem Bürger, der das einundzwanzigste Lebensjahr überschritten und sich nach Aussage seiner Umgebung im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte befunden hat, als Erbe eingesetzt worden.«

»Das ist mir einerlei. Ich will nichts damit zu tun haben. Nein, das ist ja furchtbar.«

»Wieso furchtbar?«

»Ich bitte Sie, wir haben uns geliebt. Sie war die Frau meines Lebens. Fast hätte uns die Erbschaft auseinandergebracht. Nicht zuletzt Ihre Worte waren es, die mich wieder zu Mary zurückgeführt haben. Es ist furchtbar, daß sie tot ist. Aber daß ich nun Geld von ihr vermacht bekommen soll – nein, das kann niemand von mir verlangen.«

Es klang so echt, daß selbst ein so argwöhnischer Mann wie der große Eliot Ness stumm dastand und den anderen anblickte.

Da senkte Chester den Kopf, wandte sich ab, ging zum Fenster. Dort blieb er stehen, und ein Schluchzen erschütterte seinen Körper.

Ness blickte schweigend auf den Rücken des anderen.

Es war wirklich eine große schauspielerische Leistung, die der Verbrecher dem Polizei-Offizier bot. Der FBI-Mann blieb schweigend neben der Tür stehen und wartete, bis der andere sich wieder umwandte.



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.